Patron für viele Musiker
von Bert Brandstetter
So unglücklich es war, dass die Chorherren von St. Florian in der NS-Zeit das Stift räumen und im kleinen Pulgarn unterkommen mussten, so vorteilhaft war das für einen ihrer kleinen Ministranten. Franz Wall, Sohn eines bäuerlichen Lebensmittelhändlers, erwies sich als so talentiert, dass sich Chorherr Leopold Hager seiner annahm und ihm Violinunterricht erteilte.
Später, als Hager gerade zum Propst gewählt worden war, legte Wall unter dem Vorsitz des Linzer Domkapellmeisters Franz X. Müller die erste Musikprüfung ab. Das war 1944, Wall war gerade erst von seinem Kriegseinsatz am Schwarzen Meer nach Hause heimgekehrt, „17-jährig und mit einem Körpergewicht von 40 Kilo“, wie Sohn Marcus berichtet.
Weil Franz aber nicht nur körperlich, sondern vor allem musikalisch enorm hungrig war, erlernte er in dieser Zeit auch das Orgelspiel. Die Florianer Chorherren sahen das sehr wohlwollend und machten ihn 1948 zu ihrem Stiftsorganisten und Lehrer der Sängerknaben. Damit war die wirtschaftliche Basis des jungen Talents abgesichert, Franz studierte seine Instrumente an der Musikhochschule in Wien fertig, ließ sich in Paris weiter ausbilden und wurde 1956 erster Geiger des damaligen Linzer Landestheater-Orchesters, dem heutigen Brucknerorchester.
Seine Beziehung zu St. Florian blieb die ganze Zeit intakt. Längst hatte er sich mit seiner Frau Anna und den inzwischen drei Kindern dort niedergelassen und es gab fast keinen Festgottesdienst, an dem Franz Wall nicht musikalisch beteiligt gewesen wäre, begleitet von mindestens einem Familienmitglied, die letztendlich und zur großen Freude des Vaters, ebenfalls alle zur Musik gefunden haben. „Padre, wie wir ihn gerne nannten, war extrem tolerant, er hat keines seiner Kinder zu irgendetwas gedrängt und mir zum Schrecken der Mutter mit 14 sogar eine E-Gitarre gekauft“, sagt Marcus Wall, selbst inzwischen als Geiger in der Profimusik tätig. „Mit dem Vater haben wir Kinder liebend gerne Quartett gespielt, wir haben ihn aber auch ohne Geige als sehr unternehmenslustig erlebt“.
Franz Wall selbst war in der Blüte seiner Jahre neben dem Dienst im Brucknerorchester viel unterwegs, sein Orchester in Salzburg war zum Beispiel die Camerata Academica, mit der er unter den weltbesten Dirigenten auftreten konnte. Im Musikleben von St. Florian machte er sich als Gründer des Altomonte-Orchesters einen nachhaltigen Namen, der ihm die höchsten Auszeichnungen der Gemeinde und des Landes Oberösterreich einbrachte. Bürgermeister Robert Zeitlinger, der ihm im Dezember noch die Glückwünsche der Gemeinde zum 90-er überbrachte, erinnert sich an Franz Wall als sehr angesehenen und kunstsinnigen Bürger, der nie ein schlechtes Wort über andere verlor. „Gefiel ihm eine Interpretation einmal weniger, dann lobte er vielleicht bloß die Komposition oder meinte, das Orchester habe eh sehr schön gespielt, während er es sonst bei voller Zufriedenheit über alle Maßen lobte“.
Viel Freude und Erfolg fand Wall, inzwischen zum Professor ernannt, als Lehrer vieler Musiker am damaligen Brucknerkonservatorium. Deren Zuneigung und Wertschätzung war ihm Trost, als es ihm zuletzt körperlich nicht mehr so gut ging.
Das Begräbnis von Franz Wall findet am Mittwoch, 4. September um 10 Uhr in der Stiftskirche von St. Florian statt.
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