Verein St. Florianer Brucknertage


Bruckner und das Stift

Nach dem frühen Tod seines Vaters stand der zwölfjährige Anton 1837 an der Hand seiner Mutter vor den Toren des Stiftes. Er wurde aufgenommen in die Gemeinschaft der Sängerknaben und in die Obhut der Augustiner Chorherren.

Anstelle der engen Wohnung in der Ansfeldner Dorfschule traten bis nahezu 200 Meter lange Gänge, prächtige Stiegen und riesige Säle. Hier begann Bruckner seine lebenslange musikalische Ausbildung – welche er bis zuletzt zu perfektionieren versuchte. Und erhielt als junger Mensch eine Anstellung als Organist. Hier bekam er seine Wurzeln: den unerschütterlichen Glauben und die Musik.

Seine „ewige“ Ausbildung verfolgte er mit der ihm eigenen fasst zwanghaften Konsequenz: Sein Onkel Johann Baptist Weiß in Hörsching (zu dem ihn noch sein Vater geschickt hatte), später nachdem Tagwerk als Lehrer in St. Florian und Kronstorf beinahe tägliche stundenlange Fußmärsche zum Ennser Gelehrten Freiherrn Leopold von Zenetti (mit dem er u.a. sämtliche Beethoven-Sonaten analysierte), seine Linzer Studien, seine sämtlichen in Wien beim damals weltgrößten Theoretiker verbrachten Prof. Simom Sechter (dessen nachfolg er viel später anreten durfte), sein mit bereit 40 jährigen an Perfektionswahn grenzendes Studium von Beethovens Eroica und IX. Zum Teil kopierte er dies Werke händisch, so wie Bach´s Kunst der Fuge, um sie sich vertieft zu eigen zu machen. „lebenslang lernen“ – es bezeichtnet sehr wenige Komponisten so treffend wie Anton Bruckner, dass ihn sämtliche seiner Lehrer und viele Freunde, Weggefährten zur Schonung seines Körpers und geistes ermahnten, blieb bekanntlich – sogar über den berühmten Kuraufenthalt in Bad Kreuzen hinaus – lebenslang fruchtlos. Bruckner war „beseelt, „besessen“, trotz aller Rückschläge und Intrigen von seiner Aufgabe zutiefst überzeugt. „Meine Sachen sind für später.“ schrieb er an den Dirigenten Felix von Weingartner.

Jeden Sommer kehrte Bruckner ins Stift St. Florian zurück, um hier Kraft zu schöpfen, auch als er schon längst in Wien lehrte und komponierte. 1896 starb der „Musikant Gottes“. Seinem letzten Wunsch entsprechend wurden seine irdischen Überreste vom damals weltberühmten Mediziner Prof. Paltauf in Wien „injiziert“ = konserviert und er wunschgemäß direkt unter der Orgel in der Stiftsbasilika begraben.

Die Spiritualität und Architektur des Stiftes haben Bruckner und sein Werk geprägt. Die Weite der Räume, die Klangfülle der Florianer Orgel spiegeln sich in seine Sinfonien wider. So sehnsüchtig diese Werke anfänglich und in ihrer musikalischen Entwicklung auch klingen mögen – getreu dem damaligen Motto „Per Aspera ad Astra“ – sämtliche Übersetzungsversuche ins Deutsche scheitern, die legendären Codas seiner Finali sind „Himmelsleitern“ Sie heben uns über unser irdisches Schicksal hinweg und versichern uns – für Bruckners Botschaft empfänglichen – der definitiven Hoffnung und gewissheitlichen Zuversicht.

In te, Domine, speravi: Non condunfdar in aeternum.!“
„Auf Dich, Herr, habe ich vertraut. Daher werde ich in Ewigkeit nicht untergehen.“
So lautet die Inschrift über dem Portal der Stiftsbasilika St. Florian.
Und genau diese Botschaft zieht jährlich bis zu 3000 Besucher zu den St.
Florianer Brucknertagen, um dieses Motto zu verinnerlichen und – bis zu den darauffolgenden Brucknertagen – mit sich zu tragen.

St. Florian ist anders.

„Anton Bruckner ist für immer mit dem Stift verbunden. Er wirkt bis heute nach. Er ist, wenn man so will, eine Frucht dessen, was hier immer schon war, eine große, leuchtende Frucht“, betont Johann Holzinger, Propst des Stiftes St. Florian.

„Bruckner zu hören, das ist, wie durch eine lange, goldene Halle zu schreiten. Er hat das Flächige, das Statische in die Musik gebracht.
Seine Themen haben Zeit, sich zu entwickeln“, erläutert Matthias Giesen, Intendant der St. Florianer Brucknertage.