Anton Bruckner: Psalm 146 für Soli, Chor und Orchester WAB 37
Anton Bruckner: Symphonie in d-moll WAB 100, „Annullierte“
Erstaufführung in der Kritischen Neuausgabe

St. Florianer Chorakademie

Einstudierung: Edgar Wolf/Martin Zeller

Regina Riel, Sopran; Gerda Lischka, Alt;

Markus Miesenberger, Tenor; Michael Wagner, Bass

Altomonte Orchester; Leitung: Rémy Ballot

 

Das Sinfoniekonzert vereinigt zwei sehr unterschiedliche Werke aus der Feder Bruckners, zunächst den „sagenumwobenen“ Psalm 146 für Doppelchor, Solisten und Orchester.  Über die Umstände der Entstehung sowie über die genaue Entstehungszeit ist so gut wie nichts bekannt. Generell wird das kantatenartig frische Werk auf die Zeit zwischen 1855 und 1860 geschätzt, eventuell könnte es sogar in St. Florian begonnen worden sein. Mit seinen Arien und prächtigen Chören ist es ein einzigartiges Werk, da Bruckner sonst nie in dieser Form geschrieben hat. Nach einer längeren Pause können wir im heurigen Jahr wieder eine Chorakademie veranstalten, bei der erfahrene SängerInnen dieses Meisterwerk mitsingen dürfen (Anmeldeformular). Im Jahr 1870 legt der frisch nach Wien übersiedelte Meister seine neue (zweite) Symphonie in d-Moll zur geneigten Ansicht vor (bis heute fälschlich als „Nullte“ bezeichnet, de facto aber nach der I. entstanden). Viele Teile der Komposition sind radikal neuartig und kündigen bereits die revolutionären Kompositionsmodelle des späteren Bruckner an. Allein das sogenannte „Erste Thema“ bildet, wie später in den Einleitungen der III. und IX. Symphonie, kein umschriebenes Thema, sondern lediglich Klangflächen. Dem sensiblen jungen Komponisten reichte eine einzige Kritik, um das Werk zu „annullieren“ (Bruckner fügte auf der Titelseite die Ziffer Null hinzu). Die Partitur bewahrte er allerdings auf, wohlwissend, dass es sich bei seiner neuen Sinfonie um eine Pionierarbeit in völlig neuen Dimensionen handelte. Die Rücknahme verhinderte eine eventuell gelingende Uraufführung und einen eventuell deutlich früheren Durchbruch als Sinfoniker. Erst 1924 fand die Uraufführung dieser großartigen d-Moll-Sinfonie in Klosterneuburg statt.

Versuchen wir uns also von Bruckners Verunsicherung durch Dessoffs Lakonie zu lösen, stehen wir vor einem frühen Meisterwerk. Wir laden Sie ein: Folgen Sie Ihrer Vorstellungskraft und erleben Sie bei den Brucknertagen 2023 die meisterliche und vollendete Keimzelle von Bruckners symphonischem Schaffen, die „Nullte“. Eine neue Offenbarung in Hinblick auf die Evolution von Bruckners Symphonik.

Datum: Samstag, 19. August 2023
Uhrzeit: 19.30 Uhr
Ort: Augustiner Chorherrenstift St. Florian, Stiftsbasilika