Nachruf: Der Intendant des Altomonte Orchesters und Pädagoge starb 66-jährig

Er war Faktotum, Perpetuum mobile, Hirn und vor allem Herz des von ihm gegründeten Altomonte Orchesters in St. Florian. Musiker aus 25 Nationen und den besten Orchestern der Welt mit einem „St. Florian is leiwand, kumts oafach“ Jahr für Jahr zum Sinfoniekonzert bei den Brucknertagen zu engagieren, war die Leidenschaft des großartigen Cellisten. An das herzhafte Lachen des Musikers, Intendanten und Musiklehrers wird man sich vielerorts noch lange erinnern.

Am Mittwoch, 29. Mai, ist Thomas Wall an den Folgen eines Krebsleidens gestorben. Stiftspropst Johann Holzinger hat den 66-Jährigen noch mit den Sterbesakramenten versehen. „Papa war offenherzig und immer hilfsbereit. Gerade jetzt würde ich ihn besonders brauchen“, sagt seine Tochter Victoria, die mit ihrem Vater Gemüt und musikalische Leidenschaft alsCellistin geteilt hat. Sie wird künftig auch die organisatorischen Belange des AltomonteOrchesters übernehmen.

Thomas Wall wird am 26. Februar 1958 als Sohn von Anna und Franz Wall, einem bedeutendenViolinisten und Musikpädagogen, geboren. Sein Elternhaus vermittelt ihm mit Freude die Liebezur Musik. Junge Musiker gehen bei den Walls in St. Florian aus und ein, mit Gunar Letzbor oderKlaus Laczika, dem Mitbegründer der Brucknertage, entstehen tiefe Freundschaften bis zumletzten Tag. Mit Letzbor gründet Wall die Reihe „Fiori Musicali“: „Thomas war äußerstkommunikativ, verbindend und wertschätzend gegenüber den Menschen. Und ein Foto von ihmzu machen, auf dem er nicht hellauf lacht, war fast unmöglich“, sagt der Leiter des Ensembles“Ars Antiqua Austria“. Wall, der in zahlreichen Orchestern gespielt hat, und Letzbor agiertenzwei Saisonen im Orchester der Arena di Verona.

Persönliches Kunstwerk

„Ich kann es immer noch nicht glauben“, sagt Laczika zum Tod seines Freundes: „Thomas wargroßherzig, lustig, kompetent und integrativ, er hat die Partie zusammengehalten.“ DasAltomonte Orchester sei Walls „persönliches Kunstwerk gewesen. Er hat Weltklasse-Musikerund große Talente aus 25 Nationen in das Orchester integriert. Das erklärt diesen Menschenam besten.“ „Der spezielle Orchesterklang war das Verdienst von Thomas Wall“, sagt MatthiasGiesen, künstlerischer Leiter der Brucknertage, die von 15. bis 24. August ohne diemitreißende Lebensfreude von Thomas Wall stattfinden werden. Die Trauerfeier findet amDienstag, 11. Juni, 10 Uhr in der Stiftsbasilika statt.

 

Text: Helmut Atteneder, OÖN
Freitag, 31. Mai 2024