Matthias Giesen ist Musikprofessor an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (MDW) sowie an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz und seit 2006 künstlerischer Leiter der St. Florianer Brucknertage.

Im Interview verrät er uns das Besondere des Eröffnungskonzertes der St. Florianer Brucknertage und die Herausforderungen bei der Transkription der 5. Symphonie von Anton Bruckner für Orgel.

Matthias Giesen dirigiert am 13.8.2017 das Eröffnungskonzert in St. Florian – Festgala 20 Jahre Brucknertage und am 16.8.2017 spielt Giesen bei der III. Bruckner Orgelnacht seine Transkription der 5. Symphonie von Anton Bruckner für Orgel – Welterstaufführung!

III. Bruckner Orgelnacht

  • Welche Schwierigkeiten ergeben sich, wenn man diese große komplizierte 5. Symphonie auf der Orgel alleine realisiert?

Die größte Schwierigkeit ist, die Klangästhetik der Bruckner-Sinfonie so auf die Orgel zu übertragen, dass es schlüssig klingt. Das bedeutet, man muss die Bearbeitung so realisieren, wie die Stimmen auf der Orgel am besten zu hören sind. Dazu muss die Partitur äußerst genau studiert werden, welche Stimmen Vorrang haben und wie sie auf der Orgel vorkommen sollen. Durch die Registrierungen kann man viele Griffverdopplungen vermeiden. Der zweite Punkt ist, Stimmen so wegzulassen, dass sie nicht fehlen. Das Schwierigste aber ist die ungeheure Dichte des Kontrapunkts im Finale als einzelner Spieler zu realisieren. Aber – es geht…. Wir werden hören…

  • Was ist das besondere an Ihrer Transkription „5. Bruckner für Orgel“?

Ich glaube, das Besondere ist, dass ein einziger Mensch das wohl komplexeste sinfonische Meisterwerk des 19. Jahrhunderts alleine spielt.

Eröffnungskonzert

  • Was hat Sie dazu veranlasst dieses Konzertprogramm auszuwählen?

Das Konzertprogramm ist das eines Fest- und Galakonzertes, d.h., nicht zu kompliziertes Repertoire in einem sehr festlichen Rahmen zu spielen. Die furiose Ouvertüre Haydns eröffnet eben (in ihrer Funktion), das Violinkonzert gibt der fantastischen Solistin Raum, im klassischen Rahmen Ihr Können zu zeigen, und die „Jupiter“-Sinfonie passt perfekt in den mit der Jupiter-Figur Karl VI. bekrönten Marmorsaal des Stiftes. Außerdem schließt der geniale Kontrapunkt Mozarts im Finale mit demjenigen in Bruckners Finale den Bogen.

  • Seit wann fördern die Brucknertage junge oberösterreichische Talente?

Die Reihe „Junge Talente Oberösterreichs“ (JTO) gibt es seit 2013, also nun zum fünften Mal.

  • Freuen Sie sich auf die Zusammenarbeit mit der jungen Solistin Teresa Wakolbinger und dem Altomonte Orchester?

Selbstverständlich. Teresa ist wirklich eine famose Geigerin, sehr musikalisch, flexibel in Ihrer Arbeitshaltung und sie spielt mit einem fantastischen Ton. Mit dem Altomonte-Orchester zu arbeiten, ist für mich immer eine große Bereicherung.